Die Vogtei Jade grenzte an den Jadebusen im Norden, im Osten an die Vogteien Schwei und Strückhausen, im Süden an die Vogtei Oldenbrok und das Amt Rastede und schließlich an das Amt Varel im Westen. Nach dem Tode des oldenburgischen Grafen Anton Günther 1667 kam die Grafschaft Oldenburg an Dänemark und an Holstein-Gottorp. Der 1653 in den Reichsgrafenstand erhobene illegitime Sohn des Grafen Anton Günther, Anton I. von Aldenburg, erhielt als Erbteil von seinem Vater neben der Herrschaft Varel und Kniphausen auch die Vogtei Jade mit den Kirchspielen Jade und Schweiburg zugesprochen.



Nach Antons Tod 1680 beschlagnahmte die dänische Krone die aldenburgischen Besitzungen, die Witwe erhielt zwar durch das sog. Aldenburgische Traktat von 1693 ihren Besitz zurück, die Vogtei Jade wurde jedoch davon ausgenommen. Sie bestand nur noch aus dem Kirchspiel Jade, denn das Kirchspiel Schweiburg war nach der schweren Sturmflut vom November 1685 ausgedeicht worden.

Letzteres wurde erst 1725 wieder eigenständig, nachdem der Deich auf Veranlassung des ehemaligen Admirals Sehestedt, von 1718 bis 1736 Oberlanddrost für die dänischen Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst, neu errichtet worden war. So umfasste die Vogtei Jade zur Zeit der Vogteikartenerstellung das gleichnamige Kirchspiel mit den Orten Altendeich, Außendeich, Bollenhagen, Jaderkreuzmoor, Jader Langstraße und Jaderberg (früher hieß der Ort nur Berg), dazu vom Kirchspiel Schweiburg den Kirchort selbst und die Bauerschaften Norder- und Süderschweiburg.

Bei den Bodenarten handelte es sich in der Vogtei Jade überwiegend um Marsch- und Moor- bzw. Hochmoorboden, im westlichen Teil war ein sandiger Geestrücken.

Die Marschländereien lagen beiderseits der Jade und waren recht fruchtbar; dort lagen auch die herrschaftlichen Vorwerksländereien. Durch den niedrigen Boden und hohen Grundwasserstand waren Teile der Vogtei oftmals von Hochwasser bedroht. Ackerbau und Viehzucht waren die Haupterwerbszweige, kaum nennenswert waren Export oder Import von Vieh oder landwirtschaftlichen Produkten. Für den Eigenbedarf waren Roggen, Gerste, Hafer, Raps, Bohnen, Erbsen, Leinsaat, Flachs und Kartoffeln bevorzugte Acker- und Gartenfrüchte. Weizen wurde wegen der Bodenverhältnisse kaum ange-baut. Handel und Gewerbe standen dem offenbar deutlich nach, obwohl die Zählungen sicherlich nicht vollständig waren. Neben zwei Schulhaltern für die beiden Schulen in Bollenhagen und Jaderkreuzmoor wurden um 1800 lediglich sechs Schneider, drei Schneidergesellen, vier Schuster und ein Schustergeselle, vier Krüger bzw. Gastwirte, ein Küster, ein Untervogt und eine Hebamme gemeldet.



In der Vogtei Jade wurden im September 1793 insgesamt 1815 Einwohner gezählt, davon waren 662 Eheleute, 28 Witwer, 74 Witwen, 270 männliche und 233 weibliche Unverheiratete, 276 Knaben und 272 Mädchen. Sie lebten in rund 280 Wohnhäusern, deren Brandversicherungswert von 210 490 Rtlr. im Jahre 1786 durch Neubauten und Verbesserungen bis 1796 auf 231 060 Rtlr. stieg. Die Einwohnerzahl vergrößerte sich durch die Moorkolonisation rasch; sie betrug 1821 bereits ca. 2140 Personen. Das Kirchspiel Schweiburg umfasste ohne die Bauerschaft Rönnelmoor, die zur Vogtei Schwei gehörte, am 11. 11. 1798 insgesamt 601 Personen, davon waren 204 Eheleute, sechs Witwer, 25 Witwen, 79 männliche und 67 weibliche Unverheiratete, 123 Knaben und 97 Mädchen.



Der südliche Teil der Vogtei Jade ist überwiegend von Moorgebieten umgeben: östlich das Bollenhagener Moor und das Moor hinter der sog. Langen Straße, südlich und westlich das sog. Rasteder Moor und das Moor hinter dem Kreuzmoor. Lediglich nach Nordwesten grenzt die Vogtei Jade an das kultivierte Land des Amts Varel; die Wapel ist als Grenzfluss markiert. Mitten durch die Karte zieht sich die Jade, umgeben von moorigen Niederungen. Dort findet sich auch der Rest einer kleinen Burganlage auf einer Wurt, wohl einst nur eine befestigte Wurt mit einem festen Haus, genannt als Burg, und die sog. Burgbrücke über die Jade. Von Jaderberg aus ziehen sich nach Südwesten die Moorsiedlungen bis in Höhe des Jader Vorwerks, am Zusammenfluß der Jader und Lehmder Bäke. Auch die Randbebauung des Bollenhagener Moors sieht ähnlich aus; die zugeteilten Moorbaugebiete sind aber benannt. Eine alte Deichlinie zieht sich von der Wapel kommend nach Norden. Zwischen diesem alten Deich und der erwähnten Burg befindet sich an der Jade die Kirche des gleichnamigen Kirchspiels.

Die sog. Lange Straße zieht sich rechts der Jade vom Jader Vorwerk kommend bis zur Wapel. Über die Wapel ist am oberen Rand der Karte die sog. Ammersche Brücke angegeben, welche noch die Erinnerung an die alten Gaue des frühen Mittelalters aufkommen läßt. Das Warnsbrak, aber auch andere unbenannte Braken gehen wohl auf die Antoni-Flut 1511 zurück. Mühlen sind nicht eingezeichnet.

Die Grenzlinie zwischen der Vogtei Jade und dem Amt Rastede fehlt, da sie offenbar durch das noch unbekannte Moor führte. Nördlich der Neuenweger Brücke über die Wapel, dem Grenzfluss zwischen der Herrschaft Varel und dem Amt Rastede sowie der Vogtei Jade, verlief sie nördlich dicht an Heubült, welches bereits zu Rastede gehörte, unterhalb eines noch zu Jaderberg gehörenden unkultivierten Moorstücks zum Rasteder Berg, der praktisch umgangen wurde. Die Grenzlinie folgte dann weiter durch das Moor hinter dem Kreuzmoor entlang einer gestrichelten Linie bis zur Lehmder Bäke (Süderbäke).


Quelle :

  Erläuterungsheft von Matthias Nistal zur

  Oldenburgischen Vogteikarte 1790/1800


Vogtei Jade I Best. 298 Vogteikarte Nr. 10 a Vermesser/Zeichner: Hinrich Carsten Behrens, 1794 Maße 61 cm breit, 45 cm hoch.

    Die

Vogtei Jade


    am Jadebusen



          Erläuterungsheft von Matthias Nistal zur

          Oldenburgischen Vogteikarte 1790/1800